Pressemitteilung vom 12.04.2018: Ankündigung der Vortragsreihe

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Sehr geehrte Damen und Herren,

untenstehend finden Sie die Ankündigung der Vortragsreihe „We can’t believe we still have to protest this shit! Für das Recht auf Abtreibung und körperliche Selbstbestimmung“, die das Bündnis für körperliche Selbstbestimmung Frankfurt (BfkS FfM) und die Studierendenzeitschrift diskus im Frühjahr/Sommer 2018 gemeinsam veranstalten. Das BfkS FfM hat sich im November letzten Jahres anlässlich der Verurteilung der Allgemeinmedizinerin Kristina Hänel aufgrund von unerlaubten „Werbens“ für den Schwangerschaftsabbruch gegründet und eine Demonstration unter dem Motto „Für die Abschaffung aller Anti-Abtreibungsparagraphen“ in Frankfurt organisiert. Die Vortragsreihe soll sich aus verschiedenen Perspektiven mit Diskursen und Kämpfen um das Recht auf Abtreibung auseinandersetzen und dabei einerseits vergangene feministische Kämpfe vorstellen, als auch diese Kämpfe verorten.

Die Sprecherin Martina Wronka erklärte dazu:

„Unsere Vortragsreihe heißt ‚We can’t believe we still have to protest this shit‘, weil wir eigentlich das Gefühl haben, dass zum Thema Schwangerschaftsabbrüche schon alles gesagt ist. Die Frauenbewegung in Deutschland hat in der Weimarer Republik sowie in den 70er und 80er Jahren bereits überzeugend erklärt: Jede Schwangere muss einen kostenfreien und legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen als Instrument der Reproduktionskontrolle haben! My Body, My Choice!

Dass Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland immer noch stigmatisiert sind, zeigt die aktuelle Gesetzeslage, die Abtreibungen immer noch als illegale aber unter bestimmten Umständen straffreie Rechtsverstöße einstuft. Die verdruckste Debatte um die Streichung des §219a StGB zum Werbungsverbot zeigt, dass klassische feministische Forderungen wie die Streichung ALLER Paragraphen, die Abtreibungen als Straftatbestand fassen, nicht mehr präsent, sondern im Gegenteil sogar tabuisiert sind.

Wir fordern eine feministische Offensive, die sich dem gesellschaftlichen Rechtsruck und dem Trend zum Antifeminismus entgegenstellt. Dazu gehört auch, dass Mindeststandards einer demokratischen Gesellschaft wie die umfassende Legalisierung von und Zugänglichkeit zu Schwangerschaftsabbrüchen als Mittel der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen erstritten und verteidigt werden. Wir wollen uns daher auch nicht mit der Forderung nach der Streichung des §219a StGB begnügen. Wir fordern die Abschaffung ALLER Anti-Abtreibungsparagraphen. Die Regelung eines medizinischen Eingriffs wie dem Schwangerschaftsabbruch gehört nicht ins Strafgesetzbuch. Weg mit §218 ff. StGB! Wer mehr dazu wissen will, ist herzlich zu unserer Vortragsreihe eingeladen.“

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie auf unsere Veranstaltungsreihe hinweisen würden. Mehr Informationen sowie Werbematerialien finden Sie auf unserer Homepage: https://bfksffm.wordpress.com/

Herzliche Grüße,

Martina Wronka

Kontakt BfkS: bfks.ffm@web.de

Kontakt diskus: diskus@copyriot.com

Ankündigung der Vortragsreihe „We can’t believe we still have to protest this shit! Für das Recht auf Abtreibung und körperliche Selbstbestimmung

Am 23. April startet die Vortragsreihe des Bündnisses für körperliche Selbstbestimmung Frankfurt (BfkS FfM) und der Studierendenzeitschrift diskus We can’t believe we still have to protest this shit! Für das Recht auf Abtreibung und körperliche Selbstbestimmung, die sich durch das Frühjahr und den Sommer 2018 ziehen wird. Gefördert wird die Umsetzung der Veranstaltung vom AStA Frankfurt, dem Gleichstellungsbüro des FB01 der Goethe-Universität sowie der Rosa Luxemburg Stiftung.

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe markiert am 23. April der Vortrag Kulturkampf und Gewissen. Ideologie und Organisationsstruktur der ‚Lebensschutzbewegung‘ von Eike Sanders vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungsnetzwerk Berlin Apabiz. Sie stellt in diesem Rahmen auch das Buch „Kulturkampf und Gewissen“ vor, das gerade im Verbrecher–‐Verlag neu erschienen ist. (http://www.verbrecherverlag.de/book/detail/939)

Vortrag am 23.04.2018: Kulturkampf und Gewissen. Ideologie und Organisationsstruktur der ‚Lebensschutzbewegung‘

Der Vortrag beschäftigt sich vor allem mit den sogenannten ‚Lebensschützern‘. Explizite Anti-Abtreibungsorganisationen, christlicher Fundamentalismus und neurechter Antifeminismus drängen auch in Deutschland mit ihren Kampagnen verstärkt in die Öffentlichkeit. Die „Lebensschutz“–‐ Bewegung will in die Offensive: Sie möchte nicht nur die Zugänge zu Schwangerschaftsabbrüchen erschweren, sondern führt auch einen Kulturkampf zur Retraditionalisierung der Geschlechter- und Familienverhältnisse, um christliche Moral und das ärztliche Gewissen. Damit ist sie Teil eines konservativen bis extrem rechten, in Teilen antidemokratischen, Aufwindes. Dabei können sich ihre Anhänger auf gesellschaftliche Diskurse berufen, die von einem breiten Spektrum verschiedener Gruppen bestimmt werden. Eike Sanders wird in ihrem Vortrag die antidemokratischen Potenziale der selbsternannten „Lebensschützer“ und ihre politischen Strategien herausarbeiten.

Auch in Frankfurt konnte das Vorgehen der selbsternannten „Lebensschützer“ im vergangenen März beobachtet werden, als diese vor der Beratungsstelle von Pro Familia in der Palmengartenstrasse mit Mahnwachen und Störaktionen ins öffentliche Bewusstsein traten und breite Gegenproteste auslösten.

Programm der Vortragsreihe

Die Vortragsreihe hat sich zum Ziel gesetzt das Themenfeld Schwangerschaftsabbrüche aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten sowie theoretisch, gesellschaftlich und historisch zu verorten. Über Schwangerschaftsabbrüche soll gesprochen werden können. Schwangere sollen selbst bestimmen, was mit ihrem Körper passiert. Ausgehend von diesen Zielsetzungen wird diskutiert, warum die Forderung nach der Abschaffung aller Anti-Abtreibungs-Paragraphen, also der § 218ff. StGB, immer noch aktuell ist. Die staatliche Reglementierung von Sexualität und Fortpflanzung beinhaltet immer auch eine vergeschlechtlichte Form von Herrschaft über Körper, der in den verschiedenen Vorträgen nachgespürt werden soll. Mit der Vortragsreihe soll in die aktuelle Debatte um die Abschaffung des §219a StGB interveniert werden. Es reicht nicht, nur das sogenannte Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche abzuschaffen, vielmehr muss ein gesamtgesellschaftliches Umdenken stattfinden. Dafür wird es insgesamt zehn Veranstaltungstermine unterteilt in fünf Themenblöcke, geben:

  1. Aktueller Antifeminismus und Gegenprotest

23.04.2018//19.00 Uhr//Eike Sanders (apabiz)// Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: Kulturkampf und Gewissen. Ideologie und Organisationsstruktur der ‚Lebensschutzbewegung‘

30.04.2018, 19.00 Uhr//Sarah Diehl (Ciocia Basia)// Centro, Alt-Rödelheim 6, Frankfurt: Abortion Democracy: Poland/South Africa. Vortrag und Film zum Recht auf Abtreibung International

  1. Alltag der Abtreibung

28.05//19.00 Uhr//Heike Pinne (Beraterin) + Dagmar Müller (Ärztin im Ruhestand)// Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: How to Abtreibung in Deutschland? –‐ Eine Beraterin und eine Ärztin berichten aus ihren Erfahrungen

  1. Historische Einblicke

07.05.2018//18.00 Uhr//Gabriele Czarnowski// Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: ‚Erb–‐ und Rassenpflege‘. Politik mit Ehe, Schwangerschaft und Abtreibung im Nationalsozialismus

18.06//19.00 Uhr//Daphne Hahn// Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: Abtreibung im Fokus einer diskursanalytischen Betrachtung. Historische und aktuelle Aspekte

  1. Feministische Kämpfe und Initiativen für das Recht auf Abtreibung

14.05//19.00 Uhr//Katja Krolzik–‐Matthei// Centro, Alt–‐Rödelheim 6, Frankfurt: „Unsere Bäuche gehören uns schon lange“ –‐ Wirklich? Reproduktive Selbstbestimmung und Frauenbewegung in der DDR

04.06//19.00 Uhr//Verónica Fernandez–‐Montes Gamez & Krisztina Les // Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: Women on Waves and Women on Web. Abortion by ship, by drone, by internet…

11.06//19.00 Uhr//Gespräch mit (queer–‐)feministischen Gruppen// Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: Die Kategorie Frau* und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung

09.07//19.00 Uhr//Vertreterinnen* von Frauengruppen aus den 70er/80er/90ern// Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: Now and Then. Feministische Kämpfe im Rückblick

  1. Theoretische Auseinandersetzungen mit körperlicher Selbstbestimmung

25.06//19.00 Uhr//Kirsten Achtelik Café KoZ, Mertonstraße 26–‐28, Frankfurt: Selbstbestimmung als Norm feministischer Kämpfe?